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Wilisch


ehemaliger Steinbruch am Wilisch

Wie Luchberg, Geisingberg und Sattelberg bildet die 476 m hohe Basaltkuppe des Wilischs eine auffällige Landmarke des Ost-Erzgebirges. Der Höhenunterschied von rund 100 Metern gegenüber der überwiegend landwirtschaftlich genutzten Umgebung wird optisch verstärkt durch die dunkle Bewaldung. Seine charakteristische, etwas unsymmetrische Form erhielt der Wilisch-Gipfel durch den Steinbruch, der bis 1923 betrieben wurde. Wie auch an den anderen Basaltvorkommen erwies sich das Gestein als sogenannter "Sonnenbrenner", d.h. trotz der offensichtlichen Härte verwittern die Steine unter dem Einfluss von Luft und Sonne. Anstatt eckiger Steine, die sich untereinander durch "Verhaken" Stabilität gaben, wurde innerhalb weniger Jahrzehnte aus dem Basaltschotter mehr oder weniger rundes Geröll - was die Eignung für den Straßen- und Bahnbau erheblich einschränkte. So wird es dem Kreischaer "Gebirgs- und Verkehrsverein" nicht übermäßig schwer gefallen sein, durch Landkauf am Wilisch die Einstellung des Steinbruchbetriebes zu bewirken.

Einerseits hat der frühere Steinbruchbetrieb den Einblick in das Innere des Berges ermöglicht, andererseits blieb aber wegen der Betriebsaufgabe genug vom Wilisch übrig, um auch heute noch die typische, basenliebende Flora einer Basaltkuppe erleben zu können.

Im Steinbruch ist die säulenförmige Struktur des Basaltes zu erkennen. Während der Abkühlung zog sich die Lava zusammen. Diese Volumenverringerung bewirkte ein meist sechskantiges Aufreißen des Gesteins - senkrecht zur Oberfläche des Lavaergusses. Aus der Tatsache, dass am Wilisch die meisten Säulen nicht lotrecht, sondern schräg ("scheitförmig") angeordnet sind, hat man geschlossen, dass es sich hier tatsächlich um den Anschnitt des einstigen Vulkanschlotes handelt. Früher war im Steinbruch auch noch der Kontaktbereich zwischen Basalt und Rotliegendem gut sichtbar. Heute jedoch ist dieser Bereich ziemlich verwachsen.


Wilischbasalt und Natternkopf

Die ehemalige Steinbruchsohle besteht aus zwei Ebenen, in denen sich mitunter kleine wassergefüllte Senken bilden. In der Vergangenheit wurden diese Tümpel von Molchen genutzt, doch die zunehmend längeren Trockenperioden der letzten Jahre lassen die Wasserflächen immer öfter austrocknen. Eine erfolgreiche Vermehrung von Amphibien dürfte damit kaum noch möglich sein. Durch mehr oder weniger häufiges Betreten der Steinbruchplateaus hat sich hier eine Grünlandvegetation ausgebildet, die in ihrem Zentrum eher aus trittfesten Weidearten (u.a. Kammgras, Mittlerer Wegerich) besteht. Weniger oft begangene Bereiche sind von Wiesenarten bewachsen, stellenweise solchen eher magerer Standorte (Goldhafer, Hornklee, Körnchen-Steinbrech, Wiesen-Flockenblume, Spitz-Wegerich), stellenweise aber auch von Eutrophierungszeigern (Knaulgras, Giersch, Brennnessel), die über gelegentliche Lagerfeuerpartys und (frühere?) Müllablagerungen berichten. In den staudenartigen Saumbereichen, beispielsweise am Zugangsweg zum Steinbruch, kommen in größerem Umfang Natternkopf, Zickzack-Klee, Wald-Wicke und Breitblättrige Platterbse vor. An den Felshängen wachsen licht- und wärmeliebende Arten wie Silber-Fingerkraut, Johanniskraut und Färber-Ginster, an einigen, eher schattig-feuchten Stellen auch Tüpfelfarn.


Pfirsischblättrige Glockenblume

In der Umgebung des Steinbruches, zwischen Wilischbaude und Gipfel, fällt im Mischwald von Trauben-Eichen, Hainbuchen, Rot-Buchen, Sommer- und Winter-Linden die arten- und blütenreiche Bodenvegetation auf. Den Anfang machen im April unter anderem Frühlings-Platterbse, Lungenkraut und Leberblümchen. Ihnen folgen im Mai Wald-Vergissmeinnicht, Goldnessel, Sanikel, Christophskraut und Moschus-Erdbeere, an sonnigen Hangbereichen auch Pechnelken. Im Juni erfreuen besonders die großen Blüten der Pfirsischblättrigen Glockenblume den Wanderer, außerdem blühen Waldmeister, Taumel-Kälberkropf, Perlgras und Ruprechtskraut. Wenn Wald-Platterbse und Bärenschote zu blühen beginnen, fängt meistens auch der Sommer an. Dann folgen im Juli schließlich noch Nesselblättrige Glockenblume und Mauerlattich.



Blick über das Ost-Erzgebirge zu Sattelberg, Geisingberg und Luchberg

Vom Gipfel des Wilischs hat man - dank der Steinbruchkante - einen schönen Ausblick in Richtung (Süd-)Westen. Doch besser noch kann man sich einen Überblick über die Landschaft beiderseits der Wendischcarsdorfer Verwerfung vom Weg zwischen Hermsdorf und Wilisch (Picknick-Hütte am Waldrand) verschaffen. Nach Süden überblickt man die allmählich in Richtung Kamm ansteigende Pultscholle des Ost-Erzgebirges. Aufgesetzt sind Sattelberg und Geisingberg, im Vordergrund der Luchberg. Der Kahleberg tritt aus dieser Perspektive nur wenig in Erscheinung - links davon ist der Sendemast des Lugsteines zu erkennen, genau vor dem Kahleberg die waldfreie Kuppe der Schenkenshöhe (bei Falkenhain). Rechts davon ist die steile Westflanke der Tellkoppe zu sehen, noch ein Stück weiter rechts der Kohlberg bei Oberfrauendorf. Diese Berge gehören zum süd-nord-verlaufenden Porphyrhöhenzug zwischen Weißeritz- und Müglitztalgebiet, der aufgrund seiner nährstoffarmen Böden bis heute überwiegend von Wald bedeckt ist. Auch die Sandsteinheiden (Hirschbachheide, Dippoldiswalder Heide) zu Füßen der Wendischcarsdorfer Verwerfung blieben ungerodet. Ansonsten zeigt die Aussicht deutlich, dass der größte Teil des Ost-Erzgebirges, bis auf die steilen Talhänge, landwirtschaftlich genutzt wird.

In der entgegengesetzten - nördlichen - Richtung schaut man hinab in den Kreischaer Talkessel. Im Winter fallen dort die intensiv gefärbten Äcker des Rotliegenden auf, im Frühling beeindruckt die üppige Obstblüte. Nicht selten sind zu dieser Zeit an den Nordhängen von Geisingberg, Kahleberg und Tellkoppe noch Schneeflecken zu erkennen. Vom nur 10 Kilometer entfernten Elbtal aus bestimmt warme Luft das Kreischaer Klima, während der Höhenrücken der Wendischcarsdorfer Verwerfung die kalten Fallwinde des Erzgebirges zurückhält.

Seit Anfang des 19. Jahrhunderts hat sich der Wilisch zu einem beliebten Ausflugsziel unweit von Dresden entwickelt. 1909 wurde die Bergbaude eingeweiht, während die Pläne, auf dem Wilisch einen Bismarckturm zu errichten, infolge des Ersten Weltkrieges nicht verwirklicht werden konnten. Seit den 1990er Jahren blieb die Wilischbaude unbewirtschaftet und dem Verfall preisgegeben. Doch es gibt Pläne, das Gebäude zu rekonstruieren - allerdings verbunden mit der Errichtung eines größeren Wohnkomplexes direkt am Wilisch.