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Kalkwerk Rehefeld

Zu Zeiten, als den Bauern noch keine Kunstdünger zur Verfügung standen, wurden im kalkarmen Erzgebirge auch kleine Kalksteinlager abgebaut. Zwar war die bodenverbessernde Wirkung dieser Kalkgaben meistens nur von kurzer Dauer und ganz und gar nicht nachhaltig ("Kalk macht reiche Väter und arme Söhne"), aber für basenliebende Pflanzenarten wurden somit überhaupt erst geeignete Existenzbedingungen geschaffen. Einige der betreffenden Wildpflanzen (Trollblumen, Feuerlilien, verschiedene Orchideenarten) finden sich heute - nach Jahrzehnten sauren Regens - auf den Roten Listen wieder. Die kalkbedürftigste Kulturpflanze früherer Tage war Lein. Als Ölquelle und als Textilgrundstoff (Flachs) prägte Lein einstmals die Landschaft weiter Gebiete im Ost-Erzgebirge.

Kalk kommt an verschiedenen Stellen im Rehefelder Phyllitgebiet vor. Die größte Abbaustelle befand sich am Kleinen Warmbach. Gegenüber des letzten Gebäudes in diesem Tälchen - das ehemalige Huthaus - verdecken heute dichte Laubgehölze eine kleine Felswildnis aus Abbruchkanten und Gesteinshalden. Weil sich in den kleinen, schattigen Vertiefungen zwischen den Felsbrocken bis lange in den Frühling hinein Schneereste halten, spricht man hier auch von den "Schneegruben des Ost-Erzgebirges". Verborgen darin ist der vergitterte Zugang zu einem einstigen Bergwerk.

Bereits 1625 gab es hier einen "Kalksteinbruch zum Zaunhauß". Der größte Teil des Abbaus erfolgte in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, wobei der Kalk gleich daneben in zwei Kalköfen gebrannt wurde. Zwischen 1865 und 1880 sollen jährlich 700 bis 800 Kubikmeter verkauft worden sein. Später ging der Absatz wegen der Einführung von Kunstdünger rasch zurück, und um 1900 wurde der Abbau eingestellt.

Zurück blieben beachtliche Weitungen im etwa zehn Meter mächtigen Kalksteinlager. Hier verbirgt sich das größte bekannte Fledermaus-Winterquartier Sachsens. Etwa 1000 Exemplare werden jedes Jahr von Freizeit-Fledermausforschern erfasst, die meisten davon gewogen, gemessen und beringt. Acht Arten registrieren sie dabei in ihren Listen, vor allem Wasserfledermaus (ca. 500 Tiere), Große und Kleine Bartfledermaus (100 bzw. 150), Fransenfledermaus (ca. 100 Exemplare) sowie Braunes Langohr und Großes Mausohr.

Unweit des Kalkbergwerkes wurde übrigens 1836 auch ein kleines Steinkohlevorkommen entdeckt und von 1848 bis 1875 abgebaut. Allerdings rechtfertigte die minderwertige Qualität der Kohle nicht die in die Lagerstätte gesetzten Hoffnungen. Auf den, heute allerdings ziemlich dicht bewachsenen, Halden kann man noch immer kleine Reste des Kalk- und Kohleabbaus finden, selten auch einige goldgelbe Pyritkörner im Kalkstein. Kippenreste ehemaligen Kalkabbaus gibt es auch auf der anderen Seite des Gießhübels, im Tal des Großen Warmbaches.