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Hartmannsdorfer Schweiz, Reichstädter Sporn

Unterhalb der Lehnmühle führten zahlreiche Klippenbildungen und die teils sehr steilen Felswände zur Landschaftsbezeichnung "Hartmannsdorfer Schweiz" für dieses Gebiet.

Auch fällt beim Blick auf die Topographische Karte die markante Flussschleife auf, die sich um den durch die Wasserkraft herausmodellierten Reichstädter Sporn windet. Ursache kann ein Gesteinswechsel sein: hier durchbricht die Weißeritz ein Band aus Gesteinen, die härter sind als die umgebenden, typischen Erzgebirgsgneise. Die Felsklippen mit ihren (teils frischen) Aufschlüssen am Wegesrand bieten sich für eine eingehendere geologische Betrachtung an. Es stehen überwiegend Gneise an, die jedoch feinkörnig dicht und sehr kompakt erscheinen und deshalb nicht sofort als Gneise angesprochen werden können. Ihnen fehlt - wegen dem feinen, dichten Gefüge - die sonst typische und ausgeprägte Foliation ("Schieferung"). Der Gneis ist möglicherweise durch alte Vulkangesteine beeinflusst, diese wurden dann später - während der Variszischen Gebirgsbildung - zusammen mit den Gneisen unter hohem Druck und bei hohen Temperaturen umgewandelt ("metamorphisiert"). Die rötliche Farbe des Anstehenden auf der Südseite des Reichstädter Sporns legt nahe, dass hier das Gestein von Rhyolith/Quarzporphyr beeinflusst wurde. Auf der Nordseite des Felsmassives streicht ein Amphibolithgang aus, der sich an der typisch grünlich-grauen Farbe verrät. Amphibolith ist ein sehr kompaktes, dichtes und zähes metamorphes Gestein, aus basischen Vulkaniten - Diabas oder Basalt - entstanden.

Im Wald an der Talstraße wachsen Arten der montanen Staudenfluren, wie Hasenlattich und Quirlblättriger Weißwurz, sowie Feuchtezeiger (u.a. Kohldistel und Gilbweiderich). Vereinzelt ist auch die Süße Wolfsmilch zu finden.

Leider stockt an den Hängen fast ausschließlich Fichtenforst, der teilweise bis an das Gewässerufer herantritt. In der Potenziell Natürlichen Vegetation gäbe es am Ufer der Weißeritz sicherlich Erlen-(Eschen)Bachwald, teils Eschen-Quellwald, insbesondere an den Einläufen der kleinen Quellbäche. An den Hängen würde ein montaner Fichten-Tannen-Buchenwald der mittleren Berglagen stocken. Letzterer wäre an den Hangfüßen edellaubholzreich (Bergahorn, Ulme, Linde) und teilweise als Schlucht-, Schatthang- oder Hangschuttwald ausgebildet. Auf den Oberhängen und Felsklippen würden sich zur Buche Eiche, Birke und Kiefer dazugesellen. Fichte käme von Natur aus, nur in den Tal-Lagen und nur als Begleiter, nicht als Hauptbaumart, vor. Naturnahe Buchenwaldreste finden sich vereinzelt zwischen Talweg und Wilder Weißeritz nördlich des Reichstädter Sporns.

Im Fichtenforst an den Hängen sind durch den Sturm Kyrill Anfang des Jahres 2007 enorme Lücken entstanden. Die meisten Bäume sind nicht umgeknickt, sondern samt Wurzelteller geworfen worden. Dies liegt daran, dass die Baumart Fichte sehr flach wurzelt, insbesondere dann, wenn die Böden feucht sind. Die beigemischten Kiefern dagegen sind meist stehen geblieben, da sie sich in der Regel tiefer im Boden verankern, unter Extrembedingungen (z.B. auf Fels, oder in Mooren) allerdings auch zur Flachwurzeligkeit neigen.

Südlich der Röthenbacher Mühle tritt die Weißeritz an das auf der östlichen Talseite befindliche Felsmassiv heran. Hier hat die Weißeritz beim Hochwasser 2002 den gesamten Talweg ausgeräumt und die Brücke an der Röthenbacher Mühle komplett zerstört.

Am Reichstädter Steinberg (Waldrand östlich des Weißeritztales) sowie in einem Feldgehölz auf der anderen Seite des dort verlaufenden Firstenweges ragen einige markante Quarzitschieferfelsen aus dem Boden.


Quarzitfelsen auf dem Reichstädter Steinberg