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Loučná/Wieselstein (956 m üNN)


Wieselstein mit Wildgatter

Der höchste Gipfel des Ost-Erzgebirges beherrscht unangefochten die Landschaft des Gebirgskammes oberhalb Litvínov/Leutensdorf. In der tschechischen Kartographie steht der Name des Berges für diesen Teil des Erzgebirges: Loucenská hornatina. Weithin sichtbar sind die Reste des eisernen Turmes, der in den 1950er Jahren militärischen Zwecken diente.

Auf dem höchsten Punkt des Ost-Erzgebirges zu stehen, ist ein besonderes Erlebnis, denn dazu gilt es, mehrere Meter hohe Felsklippen aus rötlichem Granitporphyr zu erklimmen, die hier aus dem Boden ragen. Seitdem die früheren Fichtenforsten vom Waldsterben hinweggerafft worden sind, bietet sich auch eine weite Rundumsicht über das Kammplateau. Bei schönem Wetter erscheinen im Südwesten die beiden höchsten Erzgebirgsberge - Keil- und Fichtelberg - wie zum Greifen nahe.

Allerdings umgibt der hohe Holzzaun des Hirschgatters die höchste Stelle des Wieselsteins, und legal darf man hier nur im Juli/August herein. Aber auch für den, der keine Risiken eingehen mag, lohnt sich die Wanderung entlang des Zaunes bis hinauf zur Südflanke des Wieselsteins. Zweihundert Meter vom Gipfel entfernt und außerhalb der Absperrung schauen abermals Porphyrfelsen hervor, mit zwei Kreuzen besetzt. Gleich dahinter fällt der steile Erzgebirgs-Südabbruch weit in die Tiefe. 650 Meter beträgt der Höhenunterschied zum Fuß des Gebirges!

Wenn nicht gerade, wie so oft, Industriedunst das Nordböhmische Becken einhüllt, kann man im Süden die großen Tagebaue erkennen, die die Landschaft da unten im 20. Jahrhundert grundlegend verändert haben. Viele Dörfer sind verschwunden, sogar die Großstadt Most/Brüx wurde komplett umgesiedelt. Schwefeldioxid und ein unbeschreiblicher Giftcocktail entströmte bis Mitte der 1990er Jahre den Schornsteinen, etwa des Großkraftwerks Komorany oder des Industriekomplexes Chemopetrol - beide südlich des Wieselsteins zu sehen. Auch wenn heute die Abgasfahnen weitaus weniger in Erscheinung treten, sind mit all den Fabriken nach wie vor bedenkliche Umweltverschmutzungen verbunden. Noch immer (wenn auch nicht mehr so oft) klagen die Gebirgler bei Südwind-Wetterlagen über Geruchsbelästigungen, den so genannten "Katzendreckgestank". Und nicht zu vergessen sind die enormen Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid, die bei der Braunkohleverstromung entstehen. Jedoch: Kohle und Chemie sorgen für Arbeitsplätze in der ohnehin von ökonomischen Problemen belasteten Region Nordböhmen. Zukunftsfähige Lösungen zu finden ist dabei schwierig.

Doch der Blick vom Wieselstein endet nicht in der deprimierenden Industrie- und Tagebauödnis zu seinen Füßen. Dahinter zu sehen sind die westlichen Ausläufer des Böhmischen Mittelgebirges mit dem Brüxer Schlossberg/Hnevín (399 m). Nach Osten schließen sich einige kleinere Kuppen an (Špicák/Spitzberg, 339 m), dann folgen Zlatník/Schladnik (522 m), Želenický vrch/Sellnitzer Berg (455 m) und der markante Felsen des Boren/Borschen (539 m). Dann folgen links die "Großen" des Böhmischen Mittelgebirges: Hradišt'any/Radelstein (752 m), Parez/Klotzberg (736 m) und schließlich der dominante Milešovka/Milleschauer (837 m) ganz links.


Blick vom Wieselstein nach Süden