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Talsperre Malter

Nach dem Hochwasser 1897 wurde beschlossen, bei Dippoldiswalde eine Talsperre zu bauen. Neben dem Hochwasserschutz sollte diese auch dazu dienen, die natürlicherweise stark schwankende Wasserführung des Flusslaufes zu regulieren und den Fabriken am Unterlauf eine kontinuierliche Bereitstellung von Brauchwasser zu sichern. Von 1908 bis 1913 dauerte der Bau, bei dem zeitweilig bis zu eintausend Arbeitskräfte tätig waren. Ein Jahr nach Ende des Mauerbaus ging auch das Wasserkraftwerk ans Netz.

Als zusätzliche Funktion diente die Malter-Talsperre zunehmend der Naherholung, mit zwei Zeltplätzen, drei Strandbädern und mehreren Ausflugsgaststätten. Im Interesse der Badegäste und Tretbootfahrer wurde es als wichtig angesehen, im Sommerhalbjahr das Wasser möglichst hoch anzustauen. Dies war unter anderem auch wegen der beträchtlichen Schmutz- und Nährstofffracht des Weißeritzwassers notwendig, die bei nicht ausreichender Verdünnung zur "Veralgung" und Einstellung des Schwimmbetriebes führen konnten. Inzwischen ist allerdings, dank moderner Kläranlagen und der "Abwicklung" der größten Verschmutzerbetriebe, das zufließende Weißeritzwasser wesentlich sauberer geworden.

Im August 2002 zeigte sich im Ost-Erzgebirge allerorten, dass randvolle Talsperren ihrer Hochwasserschutzfunktion nicht gerecht werden können. Für die mit knapp 9 Millionen Kubikmetern eher kleine Malter gilt jedoch in besonderem Maße: selbst wenn sie völlig leer gewesen wäre, hätte sie die heranströmenden Wassermassen nur einige Stunden länger aufhalten und die Gesamtmenge aus dem mehr als 100 Quadratkilometer großen Einzugsgebiet bei weitem nicht aufnehmen können. Weit mehr als das Doppelte ihres Fassungsvermögens flossen der Talsperre zu, lag doch der Kern des Niederschlagsereignisses im Quellgebiet der Roten Weißeritz am Kahleberg.

Nach dem Hochwasser waren Reparaturarbeiten an der Staumauer erforderlich, wozu der Wasserspiegel um mehrere Meter abgesenkt wurde und rund 11 Hektar trocken fielen. Im trocken-heißen "Jahrhundertsommer" des darauf folgenden Jahres 2003 setzte ein üppiges Wachstum auf dem Schlamm des Malterbodens ein. Die ökologisch optimalen Bedingungen (nährstoffreicher, überwiegend feuchter Boden plus voller Sonnengenuss) einerseits und die fehlende Konkurrenz andererseits ermöglichte einer großen Zahl von Pflanzen die Keimung und rasche Entwicklung. Bei floristischen Bestandsaufnahmen wurden 264 Arten registriert. Dazu gehörten Kulturpflanzen, deren Samen vom Hochwasser eingeschwemmt worden waren (z.B. Rüben, Tomaten, Dill, Löwenmaul und Petunien, insgesamt 25 Arten) ebenso wie "Unkräuter" (Segetal- und Ruderalarten, 128 Arten). Es fanden sich Pflanzen der Wiesen und Weiden 25 Arten), der Magerrasen (14), der Gewässer (6), Sumpf- und Waldarten (41 bzw. 25). Besonders bemerkenswert war das plötzliche Auftreten von seltenen Arten, die bislang im Einzugsgebiet der Malter kaum oder gar nicht nachgewiesen waren, u.a. Hänge-Segge und Scheinzypergras-Segge, Rotkelchige Nachtkerze, die einstigen Acker-Unkräuter Acker-Filzkraut und Acker-Lichtnelke sowie der vom Aussterben bedrohte Ysopblättriger Weiderich.

Als dann 2004 wieder Wasser in die Malter floss, beließ die Talsperrenmeisterei - sehr zum Verdruss der Tourismusbranche - den Spiegel 2,50 m unter dem Niveau von vor 2002, um künftig auf plötzliche Hochwasserereignisse besser reagieren zu können. Dadurch blieben die Buchten in den Seitengründen, vor allem des Tännichtgrundes, und der südliche Teil des Gewässers bei Dippoldiswalde trocken, so dass dort die weitere Vegetationsentwicklung verfolgt werden konnte.

Das üppige Pflanzenwachstum setzte sich fort, doch verdrängten nun recht schnell die konkurrenzstarken hochwüchsigen Arten die kleinen, aber lichtbedürftigen Mitbewerber. Die Flächen verkrauteten (Große Brennnessel, Acker-Kratzdistel, Kanadische Goldrute, Flatter-Binse, Rohr-Glanzgras u.a.) oder verbuschten (u.a. Schwarz-Erle, Weiden, Espen, Birken), so dass während der Vegetationsperiode in den letzten Jahren kaum noch ein Durchkommen war.


Talsperre Malter wird ausgebaggert - 2007

Im Herbst 2007 fand diese Sukzession der Pflanzen ein jähes Ende - Bagger begannen den Malterschlamm auszuheben.