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Landberg und Buchhübel


Blick vom Landberg ins Vorland des Erzgebirges

Der knapp 430 m hohe Landberg kann als "Nordpfeiler" des Ost-Erzgebirges angesehen werden. Nur wenig nördlich des Basaltdeckenergusses schließt sich das Nossen-Wilsdruff-Tharandter Schiefergebirge an, überlagert von eiszeitlichen Lößlehm-Schichten. Auch die zusammenhängende Waldbedeckung des Tharandter Waldes endet hier, und vom "Gasthaus zum Landberg" bzw. von der ganzen Straße nach Spechtshausen ("Mühlweg") aus öffnet sich ein weiter Blick ins Mulde-Lößhügelland bzw. Mittelsächsische Lößhügelland. Fast die gesamte Fläche ist eben und wird landwirtschaftlich genutzt, soweit sich nicht Siedlungen ausbreiten. Direkt zu Füßen des Landberges erstreckt sich der Golfplatz Herzogswalde. Hinter dem Ort fällt das Waldgebiet der Struth auf, ein alter Restwald in der ansonsten fast völlig gerodeten Landschaft. Links hat sich die Triebisch in die etwa 300 m hohe Lößebene eingeschnitten, deutlich an den bewaldeten Hängen zu erkennen. Ganz rechts hingegen befindet sich der Freitaler Kessel, wo sich die Wilde Weißeritz im Rotliegenden - dem Abtragungsschutt des "Ur-Erzgebirges" (Erzgebirgssattel des Variszischen Gebirges) - gründlich Platz geschaffen hat. Davor, etwa vier Kilometer vom Landberg entfernt, entspringt oberhalb von Grumbach der Schloitzbach und fließt nach Süden in Richtung Tharandt, während von Pohrsdorf her die "Wilde Sau" kommt und über Grumbach und Wilsdruff nach Nordwesten fließt. Wahrscheinlich noch im frühen Quartär, vor weniger als zwei Millionen Jahren, floss in dieser Senke die Wilde Weißeritz. Derweil nagte sich damals aber ein anderer Bach, der beim heutigen Dresden in die Elbe mündete, von Nordosten her ins weiche Gestein des Rotliegenden ein, bis seine Quelle dem alten Weißeritzlauf ganz nahe kam und schließlich den Erzgebirgsfluß nach Nordosten umlenkte (Tharandter Weißeritzknick). Auch Erdkrustenbewegungen der jüngsten geologischen Vergangenheit spielten dabei eine Rolle. Alte Flussschotter bei Großopitz künden noch heute von diesen Ereignissen.

Der Landberg besteht aus tertiärem Basalt. Dieses Gestein sorgt dank des reichen Gehaltes an wichtigen Pflanzennährstoffen (vor allem die "basenbildenden" Elemente Kalzium und Magnesium) an anderen Bergkuppen des Ost-Erzgebirges für artenreiche Laubwälder mit üppiger Bodenflora. Am Landberg dämpft der hohe Lößlehmanteil des Oberbodens diesen Effekt, wenngleich auch hier einige gut wüchsige Buchenbestände zu finden sind. Buschwindröschen, Goldnessel, Vielblütige Weißwurz und etwas Waldmeister sprechen für basenreichere Standortbedingungen.

Ein Bestand mit besonders mächtigen, höhlenreichen Bäumen steht als Flächennaturdenkmal (FND) "Dreißig Altbuchen am Buchhübel" unter Naturschutz. Es befindet sich einen knappen Kilometer südwestlich des Gasthauses am Landbergweg auf der nur wenige Meter mächtigen, über Sandstein lagernden Basaltschicht der Buchhübelkuppe. Die umgebenden, staunassen Hangfüße und Mulden sind teils mit Lößlehm ausgekleidet. Sauerklee, Goldnessel und Perlgras finden sich auf der Kuppe, werden jedoch östlich des FND (noch über Basalt) zunehmend durch Säurezeiger wie Hainsimse und Heidelbeere ersetzt. Der südliche Hangfuß direkt unterhalb der Kuppe ist nass und nährstoffreich. Die Buche wächst hier nässebedingt flachwurzlig und ist wurfgefährdet. Sie lässt daher Raum für den lichtbedürftigeren Berg-Ahorn. Typische Arten im Unterwuchs sind Echtes Springkraut, Wald-Ziest, Winkel- und Wald-Segge. Am Nordabfall über Sandstein dominieren unter Buche Sauerklee und Schmalblättrige Hainsimse. Je tiefer wir in die Mulde eindringen, umso stärker wird die Lößlehmauflage und damit auch der Einfluss der Staunässe. Sturm "Kyrill" hat deutlich gezeigt, wie flachwurzlig hier die Buchen (und die Fichten ohnehin) wachsen, sie wurden zu Dutzenden geworfen. Einzelne Schwarz-Erlen sowie das zunehmende Auftreten von Frauenfarn, Winkel-Segge und Echtem Springkraut markieren diese Nässe, aber auch den wachsenden Einfluss basenreichen Sickerwassers aus dem Gebiet der Basaltkuppe. Die Bodenvegetation auf der Kuppe und an deren Südrand ist typisch für anspruchsvolle Buchenwälder, die östlich und nördlich der Kuppe für bodensaure Buchenwälder.


Eine weitere interessante Erscheinung ist nördlich zu beobachten - in einer ausgedehnten Mulde, die vom Landberg nach Westen zu Schmieders Graben herabreicht: Über Sandstein und Tonschiefer befindet sich eine mehr oder minder vernässte Lößlehmschicht, die von einem Quellkomplex durchsetzt ist. Auf dem Boden liegen Gerölle von Sandstein und Basalt. Am Beginn eines kleinen, vom Jagdweg nach Norden abzweigenden Pfades, grüßt rechter Hand zuerst der Waldmeister. Was folgt, ist zunächst eher ungemütlich - viel Brombeere. Dazu kommen Drahtschmiele und Heidelbeere. Ein Stück weiter - ein Fleck des seltenen Sanikels, dann Wald-Schachtelhalm, später Wald-Zwenke, Wald-Segge und die in Sachsen ebenso seltene Wald-Gerste. Der Boden wird nass, aber reich. Im Kern des Gebiets finden sich ausgedehnte Erlen-Eschen-Quellwälder, in denen meist die künstlich begründete (d.h. gepflanzte) Erle vorherrscht. Neben Quellzeigern wie Berg-Ehrenpreis, Hexenkraut, Sumpf-Pippau, Sumpf-Vergissmeinnicht, Bitterem Schaumkraut, Winkel-Segge sind Kleiner Baldrian, Wald-Gerste, Kriech-Günsel und Gundermann anzutreffen. Ein nördlich angrenzender Eschen-Ahornbestand birgt Leberblümchen, Goldschopf-Hahnenfuß, Sanikel, Waldmeister, Ruprechtskraut, Echte Nelkenwurz und Seidelbast. Weiter südlich finden sich kleine Torfauflagen, hier wächst Bittersüßer Nachtschatten und Rauhaariger Kälberkropf. Leider sind die feldnahen Bereiche stark von Brombeere überwuchert, ein Zeiger starken Stickstoffüberschusses.

Borsdorfer Äpfel

Lange Zeit galten Speiseäpfel - nicht die einheimischen Wildäpfel! - als sehr sensibles Obst. Es musste den Sommer über schön warm sein, es durfte im Frühjahr keine Spät- und im Herbst keine Frühfröste geben. Äpfel waren keine Pflanzen für's Gebirge - mit einer Ausnahme: dem Borsdorfer Apfel.

Seit dem Mittelalter, als der Ort Pohrsdorf zu Füßen des Landberges noch mit B geschrieben wurde, widmeten sich dessen Einwohner der Obstzüchtung. Mit Erfolg. Der "Borsdorfer" war vermutlich der erste deutsche Winterapfel, der bei normaler Witterung in der zweiten Septemberhälfte geerntet und dann gelagert werden konnte (alter Bauernspruch: "Borsdorfer Äpfel und Borsdorfer Mädchen werden nicht eher rot, bis man sie leget aufs Stroh.").

Sie - die Borsdorfer Äpfel - erreichen zwar nicht EU-Normgröße, ihr Geschmack ist aber dennoch recht angenehm. Der Brockhaus von 1939 bezeichnet sie als "sehr edle, wohlschmeckende, renettenartige Apfelsorte". Seit einigen Jahren bemühen sich die Pohrsdorfer wieder verstärkt, "ihre" Apfelsorte zu erhalten. Zahlreiche neue Bäume wurden gepflanzt.

Der Dichter Jean Paul schrieb einst: "Unter den Menschen und Borsdorfer Äpfeln sind nicht die glatten die besten, sondern die rauen mit einigen Warzen."

Quelle: Hanusch, Roland: Borsdorfer Äpfel - Deutsche Pomeranzen für die Gebirgsregion; Erzgebirgische Heimatblätte", 5/2004