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Komárí hurka/Mückenberg


Pinge am Nordhang des Mückenberges

Der mitteleuropäische Zinnbergbau begann um 1200 in der Umgebung von Graupen/Krupka zunächst in Form von einfachem "Seiffen" am Südfuß des Ost-Erzgebirges. Dabei wurden die Gebirgsbäche angestaut, der Sand zum Absetzen gebracht und dann mit Wasch-Pfannen nach Zinnbestandteilen untersucht. Besonders begehrt waren dabei die "Graupen" genannten Mineralkörner. Vermutlich erst 200 Jahre später rückten die Bergleute der Quelle dieser Zinnvorkommen zu Leibe: um 1400 begann der Bergbau am Mückenberg. Bis Mitte des 19. Jahrhunderts wurde hier geschürft, die Folge sind zahlreiche Halden und Einsturztrichter. An der Nordseite des Gipfels, unmittelbar hinter dem Mückentürmchen, klafft eine Pinge mit etwa 200 m Durchmesser. Der Mückenberg besteht aus Gneis und ist von zahlreichen Erzgängen durchzogen, die wahrscheinlich auf einen tieferliegenden Granitkörper zurückzuführen sind. Intensiver Bergbau hat den Mückenberg mit dutzenden Kilometern Stollen und Schächten unterhöhlt. In der Gipfelbaude des Mückentürmchens vermittelt ein ausgehängter Plan eine vage Vorstellung vom Ausmaß der unterirdischen Gänge. Unterhalb des Ortes Obergraupen/Horní Krupka befindet sich das Schaubergwerk Martin-Stolln. Über den Bergbau berichten darüber hinaus auch mehrere Informationstafeln des Grenzüberschreitenden Bergbaulehrpfades.

Auf dem Mückenberg stand früher ein Glockenturm. 1867, mit Aufkommen des Tourismus, wurde an seiner Stelle eine Ausflugsgaststätte gebaut mitsamt Aussichtsturm, der diesem Glockenturm nachgestaltet sein soll. Dieser Aussichtsturm ist zwar nicht mehr öffentlich zugänglich, dennoch bietet sich dem Besucher von der Terrasse aus eine grandiose Aussicht auf das Nordböhmische Becken und das dahinter sich erhebende Böhmische Mittelgebirge. Markant sind die Kegelberge des Kletecná/Kletschen (links, 706 m, "Kleiner Milleschauer") und des Milešovka/Milleschauer (837 m). Im Vordergrund ragt der Teplitzer Schlossberg/Doubravka (393 m) etwas aus dem Talkessel heraus. Dahinter ist in der Ferne der massive Felsklotz des Boren/Borschen (539 m) zu erkennen.


Oder auch nicht. Obwohl die Luftqualität in Nordböhmen heute weitaus besser ist als noch Mitte der 1990er Jahre, so stauen sich dennoch häufig abgasreiche, trübe und neblige Luftmassen zwischen Erzgebirge und Böhmischem Mittelgebirge.

Von der einstmaligen Kulturlandschaft Nordböhmens - von kleinteiliger Landwirtschaft, Obstbau und Fischereiteichen geprägt - hat die Industrialisierung nicht viel übrig gelassen. Chemiefabriken, Tagebaukippen und eine zunehmende Totalzersiedlung sieht man vom Mückentürmchen aus am Fuße des Ost-Erzgebirges. Gerade die Zersiedelung der Landschaft hat in den letzten Jahren mit dem Wirtschaftsaufschwung einen neuen Antrieb erhalten. Einkaufsparks, Wohnsiedlungen und Gewerbegebiete lassen die Städte Teplice und Krupka zu einem einzigen Konglomerat zusammenwachsen.

Beim Blick in die entgegengesetzte Richtung (über die Pinge hinweg) sieht man im Nordwesten den Lysá hora/Kahler Berg (836 m üNN). Knapp daneben kann man in 9 km Entfernung den Geisingberg herausragen sehen. Rechts davor, in die Gneis-Hochfläche eingebettet, fällt der Kirchturm von Fürstenau auf. Die Kammebene im Nordosten erscheint heute unbesiedelt. Doch das war nicht immer so: bis Ende der 1940er Jahre beherrschte hier Ebersdorf/Habartice das Bild, ein stattliches Waldhufendorf. Auch Voitsdorf war ursprünglich viel größer.

Seit 1952 führt von Bohosudov/Mariaschein eine knapp zweieinhalb Kilometer lange Seilbahn zum Mückentürmchen. Eine Viertelstunde gleitet man fast lautlos zwischen Baumwipfeln, über Bergwiesen und alten Bergbauhalden dahin. Dabei überwindet der Sessellift 480 m Höhenunterschied. Der besondere Reiz für Radfahrer: man kann auch sein Fahrrad mit anhängen und erspart sich so den kräftezehrenden Steilanstieg. In den letzten Jahren erfreut sich diese Möglichkeit vor allem bei "Downhill-Bikern" wachsender Beliebtheit.