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Reinhardtsgrimmaer Heide

Wie die Hirschbachheide auf der anderen Seite der Lockwitz bedeckt die Reinhardtsgrimmaer Heide vorrangig mit Fichten- und Kieferforsten einen Rest kreidezeitlicher Sandsteindecke. Dieser Sandstein überlagert sowohl Biotitgneis, als auch einen mehrere hundert Meter breiten Porphyrriegel des "Sayda-Berggießhübler Gangschwarmes".

An diesem Quarzporphyrgang wendet sich der Schlottwitzbach mit scharfem Knick von seiner anfänglichen Süd-Nord-Fließrichtung nach Osten. Den harten Quarzporphyr vermochte das kleine Gewässer noch zu durchschneiden, doch als sich die Wendischcarsdorfer Verwerfung anzuheben begann, gab er seinen ursprünglichen Lauf auf (die alten Bachgerölle wurden in einer ehemaligen Ziegeleigrube bei Hausdorf gefunden!) und ließ sich von einem Seitenbächlein der Müglitz ablenken.

Auf dem vom Bachknick gebildeten Bergsporn stand einstmals die Burg Grimmstein. Heute findet man dort nur noch einen verwachsenen Burgwall mit Mauerresten inmitten eines Fichtenforstes. Eine Informationstafel versucht, die Geschichte etwas zu erhellen.


Mauerreste der ehemaligen Burg Grimmstein

Die Sage vom Grimmstein

Vor vielen hundert Jahren stand auf einem Felsen eine kleine stolze Burg, die mit ihrem festen Bergfried weit in den Schlottwitzgrund hinab und zu den Höhen hinüber sah, von wo heute die Dächer und Giebel Hausdorfs leuchten. Auf dieser Burg hauste seit vielen Jahren das Rittergeschlecht von Grimme, dem lange Zeit das Land ringsum gehörte. Die Bergfeste wurde aber bald zu einem gefürchteten Unterschlupf, denn der von Grimme trieb mit seinen Gesellen als Raubritter sein Unwesen. Auf der Passstrasse, die in uralter Zeit von Dohna über Liebstadt nach Lauenstein und weiter nach Böhmen führte, überfielen sie die Züge der Kaufleute.

Von diesen Raubzügen erfuhren die benachbarten Herren von Bernstein (Bärenstein). Sie beschlossen, dem Unwesen entgegenzutreten. Mit ihren Mannen zogen sie vor das Felsennest des Raubritters. Sie belagerten und erstiegen es endlich in heißem Kampfe. Der Ritter von Grimme wurde dabei erschlagen und die Burg zerstört. Als Belohnung erhielten die Ritter von Bernstein alle Besitzungen des alten Geschlechtes von Grimme. Ritter Reinhardt von Bernstein baute nun im Tale des Grimmschen Wassers eine Burg. Von ihm und dem von Grimme erhielt das Dorf, das damals entstand, seinen Namen. Der Raubritter Grimme aber steht noch heute in Sandstein gehauen in der kleinen romanischen Gruft der Kirche."

aus: 800 Jahre Reinhardtsgrimma, Chronik 1206 -2006

Auf der anderen Bachseite, an der Straße von Reinhardtsgrimma nach Schlottwitz bzw. Hausdorf, befinden sich die Buschhäuser, zwei kleine klassizistische Bauten, die um 1810 für einen dänischen Gesandten am sächsischen Hof errichtet wurde. Seit einer umfangreichen Renovierung hat hier wieder eine Gaststätte geöffnet. In deren Umfeld wurde ein Märchenpark mit lebensgroßen Holzfiguren angelegt - vor allem für Familien mit kleinen Kindern ein beliebtes Ausflugsziel.

Rechts von den Buschhäusern wachsen gleich an der Straße noch einige Weiß-Tannen und tragen seit einigen Jahren wieder reichlich Zapfen. Im Umfeld der Buschhäuser wurden aber auch Douglasien und einige andere fremdländische Gehölze gepflanzt

Die Reinhardtsgrimmaer Heide ist ansonsten überwiegend von artenarmen Fichten- und Kiefernforsten bewachsen. Wie in der Hirschbachheide zeugen Drahtschmiele, Wolliges Reitgras, Heidelbeere, teilweise auch Preiselbeere und Heidekraut vom sauren, nährstoffarmen Charakter des Sandsteinbodens. Adlerfarn bildet auf etwas wasserzügigen Standorten dichte Bestände.

Im südwestlichen Teil der Heide befand sich noch in den 1980er Jahren ein interessantes Moor mit Schmalblättrigem Wollgras sowie dem weitaus selteneren Scheiden-Wollgras. Verschiedene Seggen und Sparrige Binse prägten die Pflanzendecke zwischen den mit Torfmoosen bewachsenen offenen Schlenken. Auch Sonnentau hat es hier einst gegeben. Heute ist dies kaum noch vorstellbar - das einstige Moor ist fast vollständig ausgetrocknet. Anstatt der genannten Arten dominieren dichte Bestände von Pfeifengras, dazwischen ein paar (meist zusammengetrocknete) Torfmoose und einzelne Siebenstern-Pflanzen. Allenfalls Wildschweine sorgen gelegentlich für eine offene Wasserstelle. Ob die Austrocknung des Moores allein an den Entwässerungsgräben liegt, die der damalige Forstbetrieb in den 1980er Jahren offenbar vertiefen ließ, ist unklar. Womöglich trägt hier auch bereits ein zunehmend wärmeres und trockeneres Klima zum Verlust der natürlichen Vielfalt bei.