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Grillenburg

Vom ursprünglichen Jagdschloss Grillenburg, das Kurfürst August einst errichten ließ, um hier beim Waidwerk "seine Grillen (= Langeweile, Übellaunigkeit) vertreiben" zu lassen, ist nicht mehr viel übrig als das einstige Verwaltungsgebäude. Umgeben von wahrscheinlich sehr alten Teichen beherbergt das Objekt seit 1966 ein Museum, die "Forst- und jagdkundliche Lehrschau". Neben zahlreichen, leicht angestaubten Jagdtrophäen wird ein Überblick über die im Tharandter Wald vorkommenden Wildarten und über die Geschichte der Forstwirtschaft gegeben.

Seit einigen Jahren hat die Sächsische Landesstiftung für Natur und Umwelt das Gebäude bezogen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der "Akademie der Landesstiftung" organisieren von hier aus sachsenweit Bildungsveranstaltungen zu Natur- und Umweltthemen. Hier im Schloss finden seitdem in loser Folge auch die "Grillenburg-Tharandter Umweltgespräche" statt.

In der Umgebung von Grillenburg hat das Forstamt unter dem Begriff "Walderlebnis Grillenburg" mehrere Naturerlebnispfade ("Abenteuerpfad", "Holzweg", "Sinnespfad") angelegt.

In den Grillenburger Teichen kann man baden und gondeln. Außerdem werden hier dicke Karpfen gemästet. Nichtsdestotrotz handelt es sich um ein bemerkenswertes Massenlaichgewässer für Grasfrösche und Erdkröten. Um die Verluste an den vor allem an Wochenenden vielbefahrenen Straßen zu vermeiden, werden im zeitigen Frühling Krötenzäune aufgestellt und täglich die zu den Gewässern wandernden Amphibien über die Fahrbahn getragen.

Hinter dem Gasthof Grillenburg, in einer Senke am Grunder Weg, befindet sich das Flächennaturdenkmal "Orchideenwiese Grillenburg". Der kleinflächige Wechsel von Fadenbinsensumpf, Feuchtwiese, magere Frischwiese und Borstgrasrasen ermöglicht das Vorkommen einer Vielzahl von Pflanzenarten, unter anderem der Orchidee Breitblättrige Kuckucksblume.

Im Winkel zwischen Jägerhorn-Weg und der Straße Richtung Naundorf verbirgt sich eines der naturkundlich interessantesten Objekte des Tharandter Waldes: das Flächennaturdenkmal "Sandsteinbruch am Jägerhorn". An dieser Stelle ist ungefähr vier Meter mächtiger, fester und sehr feinkörniger Sandstein (der "Niederschönaer Schichten") erschlossen, der schon seit alters her als Baumaterial begehrt war und hier abgebaut wurde. Mit hoher Wahrscheinlichkeit diente dieses Material bereits im 13. Jahrhunderts den Bildhauern des Freiberger Doms als Werkstein für die "Goldene Pforte". Das Gestein ist auch unter der Bezeichnung "Werksteinbank" bekannt. Darüber sind Sandsteinkonglomerate sowie Tonmergel zu erkennen, in denen auch zahlreiche Meeresfossilien gefunden wurden. Fossilarmer, hellgelber Pläner (sandiger Schluffstein) schließt oben das Steinbruchprofil ab. Leider ist der Aufschluss stark verwachsen und offenbart heute nur dem Kenner der Materie seine Geheimnisse.


Steinbruch am Jägerhorn bei Grillenburg

Auf dem Boden des Steinbruchs, in den abflusslosen Geländemulden, hat sich ein wertvolles Ohrweidengebüsch mit dichter Moosschicht entwickelt. Zu erkennen sind die Anfangsstadien einer Moorbildung mit Torfmoosen.

In der Umgebung des Steinbruches wächst eine "Buchen-Traubeneichen-Restbestockung" - so der Name des 1978 ausgewiesenen Flächennaturdenkmales, das direkt an das FND "Steinbruch am Jägerhorn" angrenzt. Im fast völlig von Nadelholzforsten überprägten Tharandter Wald gelten solche Waldbilder als besonders schützenswert, repräsentieren sie doch eine Vegetation, wie sie ohne Zutun des Menschen wahrscheinlich vorherrschen würde ("Potenzielle Natürliche Vegetation - PNV"). Zwischen den recht vitalen Altbäumen wächst eine Strauchzone aus Schwarzem Holunder, Eberesche und reichlich Brombeere, in der Bodenschicht finden sich u.a. Drahtschmiele, Sauerklee und der seit etwa 100 Jahren eingebürgerte Rote Fingerhut.