Startseite | Inhaltsverzeichnis

Heilige Hallen und Blick vom Heinrichseck

Am Westhang des Weißeritztales südlich Tharandt befinden sich die sogenannten "Heiligen Hallen". Als solche werden Buchenbestände bezeichenet, die wegen ihres geschlossenen Wuchses und der Beschattung keine Konkurenz anderer Baumarten zulassen. Die Rotbuche neigt bei günstigen Standortbedingungen zur Dominanz (sogenannte Klimaxbaumart). Gesteigert wird diese Wahrnehmung durch das weitgehende Fehlen der Tanne, als ihrer natürlichen Begleiterin. Die Tanne ist in der Lage, den Schattendruck durch die Buche zu ertragen. Tannen können von Natur aus sehr viel älter (bis 600 Jahre) werden als Buchen (ca. 300 Jahre). Buchen reagieren außerdem recht empfindlich gegenüber vielerlei Schadeinflüssen: sie vertragen Spätfröste schlecht, und bei Verletzungen sind sie sehr anfällig gegenüber Weißfäule. Kommt es zu größeren Lücken im Buchenbestand, entsteht schnell Rindenbrand wegen der fehlenden Borke. In diesen Bestandeslücken haben über viele Jahrzehnte Pionierbaumarten ihre Chance. Buchenhallenbestände repräsentieren zwangsläufig also nur eine Phase im natürlichen Waldzyklus. Sehr schön anzusehen sind diese Bestände vom Judeichweg aus.

Weil die Rotbuche zwar unter ihr zusagenden Bedingungen sehr konkurrenzkräftig, aber andererseits recht sensibel auf Umwelteinflüsse verschiedenster Art reagiert, ist ihr Vorkommen auf die gemäßigten Zonen Europas beschränkt. Mittendrin liegt das Erzgebirge. Dies legt eine besondere Verpflichtung zur Erhaltung des Ökosystems Buchenwald auf, und dafür sind noch vergleichsweise große Buchenwälder wie das Naturschutzgebiet Weißeritztalhänge von herausragender Wichtigkeit. Das 1961 ausgewisene NSG umfasst heute reichlich 400 Hektar.


Blick vom Heinrichseck

Am oberen Rande der Heiligen Hallen, umgeben von einigen Requisiten der Försterverehrung (insbesondere die Grabstätten von Heinrich Cotta und Johann Friedrich Judeich), befindet sich das Heinrichseck. Dies ist ein reizvoller Aussichtspunkt mit kleinem gemauertem Belvedere. Im Tal ist die Ortslage Tharandt mit Weßeritzknick, Burgberg und Badetal zu sehen. Hinter dem Tal gleitet der Blick über die Somsdorfer Höhe. Am Horizont sind - entsprechende Sichtverhältnisse vorausgesetzt - zu sehen: die Erzgebirgs-Nordost-Grenze an der Opitzhöhe mit Windkraftanlage; der Windberg südlich von Freital, dahinter der Borsberg auf der östlichen Elbseite; die Hügelkette der Wendischcarsdorfer Verwerfung Lerchenberg - Quohrener Kipse - Wilisch, dahinter die Basaltgipfel von Luch- und Geisingberg; ganz rechts im Süden der Erzgebirgskamm um den Kahleberg. Bei entsprechender Fernsicht kann auch der Tafelberg des Schneeberges bei Decín/Tetschen (Decínský Snežník), die höchste Erhebung des Elbsandsteingebirges entdeckt werden.